Die Rückkehr des grünen Kometen
Eine Sammlung von Kurzgeschichten zu Ehren von Herbert W. Franke
192 Seiten, 12,00 €
Aus dem Vorwort von Thomas Le Blanc:
“Die literarische Form der Kurzgeschichte ist im Genre der Science Fiction nicht nur ausgesprochen beliebt, sondern auch recht anspruchsvoll, weil es hier nämlich gilt, eine ausgefallene und intelligente Idee auf nur wenigen Seiten vorzustellen und den aufgezeigten Konflikt auch gleich zu lösen ... oder zumindest zu einem Kumulationspunkt zu führen. Herbert W. Franke hat uns das in seinem 1960 erschienenen legendären Storyband Der grüne Komet auf meisterhafte und bislang nicht wieder erreichte Weise vorgeführt. Mit der vorliegenden Anthologie wollen 26 deutschsprachige Science-Fiction-Autoren diesem Vorbild ihre Reverenz erweisen. Aus den von Franke für seine Sammlung gewählten Themenkreisen haben wir allein die Begegnung mit dem Unbekannten als Sujet herausgegriffen, den Kontakt mit dem Alien oder mit einer ganzen Alienspezies.”Leseproben:
70|114|101|117|110|100| oder 70|101|105|110|100|
Und die Erde aber war wüst und leer,
Finsternis lag über der Urflut
Und Gottes Geist schwebte über dem Wasser.
(Genesis 1,2)
Und Gottes Geist schwebte über dem Wasser.
(Genesis 1,2)
Ich erinnere mich an den zweiten Vers der Genesis, als ich auf die Erde blicke. Denn ich sehe sie jetzt genau so: wüst und leer, Finsternis liegt über verseuchten Fluten. Ich schwebe über dem Wasser, sehe die Reste zweier Zivilisationen in Gestalt von Stahlkonstruktionen – Gerippen einstmaliger Hochhäuser, Fabriken, Flugzeuge, Raumschiffe – aus dem Ozean ragen.Doch ich bin nicht Gott. Ich bin nichts, nur ein winziges Energieteilchen, ein Überbleibsel aus einem gigantischen Übersetzungscomputer. Und obwohl ich nichts bin, so bin ich doch als einziges übrig geblieben, um zu berichten, was geschah. ...
Botschaft 1: Viren
Viren sind winzig kleine Partikel, die nicht zu den Lebewesen gezählt werden, weil sie nicht aus einer Zelle bestehen und auch keinen eigenständigen Stoffwechsel besitzen. Da sie jedoch zur Replikation fähig sind, werden sie als „dem Leben nahestehend“ angesehen. Zu ihrer Entstehung gibt es viele Theorien – im Grunde liegt diese jedoch für die Wissenschaft im Dunkeln. Wir sind stets bemüht, sie zu bekämpfen. Doch was wäre, wenn wir ihre Existenz komplett fehlinterpretierten?
Die Mission stand unter keinem guten Stern. Auf der Suche nach Anzeichen von extraterrestrischem Leben erreichte die Crew der Departure nach Jahren im Hyperschlaf die Sigmawolke. Zunächst machte sich Euphorie breit, denn die Sensoren registrierten Gammastrahlensignale, deren Rhythmus auf künstliche Erzeugung hinwies und somit die Wahrscheinlichkeit intelligenten Lebens erhöhte. Doch die Ortung der Signale war für die KI des Schiffs eine unlösbare Aufgabe.„Die Signale scheinen von überall zu kommen. Ich verstehe das nicht“, gab Kim, die Kommunikationsingenieurin zu. ...
Botschaft 2: Sonden
Auf der Suche nach extraterrestrischem Leben sendeten die Menschen immer wieder Botschaften ins All. 1973 die Pioneer-Plaketen, 1974 die Arecibe-Botschaft als Radiowellensignal, 1977 Voyager mit Audio- und Video-Botschaften, 1999 und 2003 die Radiosignalbotschaften Cosmic Call, 2008 das digitale Radiosignal A Message from Earth, welches 2067 und 2088 wiederholt wurde. Nun wird 2117 mit einer Vielzahl von Gammastrahlenimpulsgeber aus dem gesamten Sonnensystem ins All gesendet. Doch was wäre, wenn unser Rufen eines Tages erhört wird oder gar missverstanden wird?
Sonja wischte in einer eleganten Handbewegung über das Display. Auf dem großen Monitor im Kontrollraum des Patrouillenschiffs erschien das All, schwarz und unendlich. In der oberen rechten Ecke war ein Teil der Saturnringe zu erkennen. Mit zwei Fingern zoomte die Kommandantin einen Ausschnitt des schwarzen Nichts heran. Ein unförmiges Objekt mit drei kugelförmigen Auslegern vergrößerte sich auf dem Bildschirm.
„Hier ist unsere Muttersonde 2017. Sie scheint ein Problem zu haben. Denn eigentlich sollte sie sich nach einem Swing-by-Manöver um Saturn von deren Gravitation an den äußersten Rand unseres Sonnensystems katapultieren lassen. Doch stattdessen hat sie schon hier ein Drittel ihrer Babys frei gelassen.“ ...
Die Anthologie kann direkt bei der Phantastischen Bibliothek Wetzlar bestellt werden.
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