Flucht von Zumura

Im April erschien das Ebook zur 2018 Collection of Science Fiction Stories aus dem Verlag Modern Phantastik. Der Titel lautet Flucht von Zumura. Eine Printausgabe wird im nächsten Halbjahr erscheinen und kann unter info@modernphantastik.de für € 18,- vorbestellt werden.
Darin enthalten ist meine Story "Cibus Unicus"

Hier eine kleine Leseprobe:

Cibus Unicus


    »Nachdem ES passiert war, wurde die Kartoffel Cibus Unicus von Terrae Tuber Industries zum wichtigsten Nahrungsmittel auf unserem Planeten. Ihre Zusammensetzung ist – im Gegensatz zu historischen Sorten – perfekt an die Bedürfnisse des menschlichen Organismus angepasst. Wasser, Kohlenhydrate, Fett, Proteine, Vitamine und Mineralstoffe sind im richtigen Verhältnis zueinander enthalten. Eine Monoernährung mit unserer Kartoffel erleichtert Ihnen den Alltag. Kein Kalorienzählen, keine Mangelerscheinungen. Unsere Kartoffel bietet Ihnen alles, was Sie zu einem gesunden Leben benötigen.«
    Niklas stierte auf den Bildschirm an der Wand. Der Arbeiter einer Kartoffelplantage unter einer der leuchtenden Agrarkuppeln, der diese Worte gesprochen hatte, grinste nun in die Kamera und hielt eine der Kartoffeln in die Linse. Hinter ihm erstreckten sich grüne Felder unter dem Schutz einer Glaskuppel. Der Anblick des leuchtenden Grüns der Pflanzen ließ ein wohliges Gefühl durch seinen Körper strömen. Es war wie nach Hause kommen, in ein zu Hause, was sich Niklas schon lange erträumt hatte, aber das es nicht in der Realität zu geben schien. Hier nun der bildhafte Beweis: Es gab sie doch, die grünen Felder.
    Während Niklas versonnen vor sich hin träumte, packten seine Hände ganz mechanisch die Kartoffeln in Netze, die mit dem Fließband herangetragen wurden. Bevor ES passiert war, wäre diese Arbeit automatisch von irgendeiner Maschine ausgeführt worden. Doch nun hatten die Menschen zur Handarbeit zurückgefunden. Und das war gut, denn so konnte das ständige Grübeln über die Zukunft und den Sinn des Lebens ein wenig eingedämmt werden. Niklas‘ Blick wanderte nach links zu dem kleinen Fenster auf den trostlosen grauen Himmel. Der Ausblick erinnerte ihn daran, dass er hoch über der Stadt in einem der Produktionstürme thronte. Er sah auf den endlosen Wald aus Hochhäusern herab. Zwischen den Türmen hindurch versuchte er den Horizont zu erkennen, die leuchtenden Agrarkuppeln zu erblicken, doch da war nichts. Er sah nur Wohn- und Arbeitstürme, Fabriken, Hochbahntrassen und tristes Grau. Frustriert schwenkte er den Kopf zurück.
    ES hatte die Oberfläche der Erde verseucht. Millionen von Menschen waren gestorben. Doch der Mensch war gleich einem Krebsgeschwür. Wie nach jeder großen Katastrophe oder Epidemie erholte sich die Menschheit rasch und vermehrte sich umso schneller. Die Weltbevölkerung war explosionsartig angestiegen. Die meisten Menschen fristeten ihr Dasein in altmodischen Fabrikanlagen, um das Nötigste zu produzieren, was die Menschen zum Leben brauchten. Die einstigen Errungenschaften der Wissenschaft und Technik waren nur noch einer kleinen privilegierten Oberschicht zugänglich. Und dazu gehörte Niklas nicht.
    Als er so vor sich hin sinnierte, rutschte ihm eine der Knollen aus den Fingern und plumpste zu Boden. Sie kullerte unter das Band. Niklas blickte sich um. Der Vorarbeiter hatte nichts bemerkt. Schnell schob er mit dem Fuß einen Karton nach vorn, um den nicht versiegenden Kartoffelstrom darin aufzufangen. Dann bückte er sich, um die verloren gegangene Knolle zu suchen. Sie lag unter dem Band und war in zwei Teile zerbrochen. Eilig packte Niklas die Kartoffelstücke und presste sie aneinander. Natürlich hatte das keinen Sinn. Also ließ er das beschädigte Produkt unauffällig in eine seiner Kitteltaschen verschwinden.
    In der Frühstückspause fiel ihm die Kartoffel wieder ein. Er saß in einer Nische und zog, unbeobachtet vor den Blicken der anderen Arbeiter, die Knollenstücke hervor. Eine zartbraune Schale umschloss leuchtend gelbes Fruchtfleisch … und darin – Niklas erstarrte – steckte eine ...



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